Büroalltag

Das ist er wieder der Freitag. Jener wunderbare Tag der so schön auf das seit Tagen ersehnte Wochenende vorbereite. Aber auch genau der Tag an dem ich das Homeoffice verlassen muss. Um an meinen eigentlichen Schreibtisch in der Firma Platz zunehmen.

Was so allerhand Nachteile mit sich bringt. Nicht was unbedingt vermieden werden muss. Am Freitag fehlen halt nur die Bequemlichkeiten des Homeoffice. Und das fängt mit den Klingeln des Weckers an.

Dieser macht über eine Stunde früher einen solchen Lärm. Das die senile Bettflucht einsetzt. Kaffee, Kippe, Ka**** werden schneller abgewickelt. Nach den 3 Ks geht es auch direkt unter die Dusche. Um irgendwie wach zu werden. Um irgendwie nach Mensch auszusehen. Alles eine Stunde  früher zu den üblichen Wochentagen.  Und irgendwie auch unter Zeitdruck.

Und dann bannt sich schon das nächste Problem an. Ratlos steh ich vor dem Kleiderschrank. Was zieh ich an? Das Homeofficeoutfit geht überhaupt nicht. Lange Hosen viel zu warm. Retroshorts dann doch zu kurz. Und herzlich wenig Großraumbüro geeignet. Temperatur technisch allerdings schon. So gibt es nur zu warm oder nicht Büro tauglich.  Ich entschließe mich zu einer Kombination aus beiden. Frisches Muskelshirt, was eigentlich nur ein schwarzes Unterhemd ist. Darüber ein kurzärmliges Hemd. Welches aber mehr als offene Jacke getragen wird. Dazu gibt es eine lockere kurze Cargohose. Und Flipflops. Diese jedenfalls nur zu Fahrt ins Büro. Dort soll dann auf Turnschuh gewechselt werden. So der Plan.

Das ganze Outfit ist wirklich wenig Büro tauglich. Und dabei ist es mir schon fast zu warm. Aber das ist mir vollkommen egal. Wir sind in der Technik. Kundenkontakt nur per Telefon oder Mail. Und sollte doch vollkommen unerwartet ein Kunde kommen. Kann ich mich in dieser Zeit ja irgendwo im Gebäude verstecken. Damit meine Führungskraft ihren Schein wahren kann. Trägt dieser fast täglich Hemd, Krawatte und gute Hose.

Kleidungsfrage ist geklärt. Ich pack Laptop, Handy, Ziggis, Geldbörse und Schlüssel ein. Ab ins Auto und los gehts. Nach gut zehn Kilometern wird mir bewusst. Das ich genau diesen Stress am Morgen überhaupt nicht mehr gewohnt bin. Und überhaupt nicht mehr mag. Und es stellt sich mir die Frage. Was ist in der Zeit seit Karneval auf den Straßen passiert? Gibt es jetzt eine Abschussprämie für Verkehrsteilnehmer? Wurde die Benutzung von Blinker und Sicherheitsabstand abgeschafft? Zwischen Vollgas und Vollbremsung, scheint es nichts mehr zu geben. Hab ich das Autofahren verlernt?

Und während ich so über die anderen Verkehrsteilnehmer grübel. Erreiche ich tatsächlich lebend und unfallfrei das Ziel meiner Reise. Und selbst hier auf den Parkplatz scheint es Änderung zu geben. Frau Schwarz kann ihren Sportwagen nicht mehr in eine Parklücke stellen. Sie braucht inzwischen anderthalb. Gut die jüngste ist sie auch nicht mehr. Vielleicht braucht sie einfach mehr Platz um aus den tiefen Sportwagen zu klettern. Und eigentlich ist sie jetzt in dem Alter wo doch ein SUV der teureren Art für sie genau richtig wäre. Gut sie bräuchte das 2 Parkplätze. Aber irgendwas ist ja immer.

Ich schubs meine Karre in einen relativ schönen Stellplatz. Schnapp mir meinen Krempel und latsche Richtung Stempeluhr. Zu Hause muss ich diese Überwachung und Kontrolle nicht machen. Da werd ich von den misstrauischen Führungskräften anders überwacht. Online ist ja viele möglich.  Was würde der alte Erich Milke davon wohl halten? Der Oberstasi hätte seine helle Freunde an der Internettechnik. Überwachung des Volkes mit weniger Personal. Rund um die Uhr. Alle Informationen über jeden zu jeder Zeit an jedem Ort. Milke würde vor Freunde laut singend durch sein Ministerium tanzen. Die ITler von BND, KGB, CIA, MI5, Ebay, Google, Amazon und viele andere. Machen es auch, nur sehr leise.

Mit diesen Gedanken schleiche ich durch das Großraumbüro. Grüße hier, grüße da und hab dabei ganz vergessen die Flipflops gegen die Sportschuhe zu tauschen. Was mir gar nicht aufgefallen ist. Da mir eh viel zu warm ist.

Ob das an den Wechseljahren, der körperlichen Fülle oder an den frühmorgendlichen Temperaturen liegt. Dann ich nicht genau sagen. Was ich allerdings sagen kann. Festes Schuhwerk würden seit Wochen. Meine Füße zum Qualmen bringen.

Überhaupt, hat sich die Kleidung. Seit ich im Homeoffice bin. Sehr reduziert. Alles ist luftiger geworden. Muskelshirt und Shorts reichen ab zwanzig Grad. Leichter Wind auf nackter Haut. Bringt Abkühlung. Das Immunsystem ist besser geworden. Glaub ich jedenfalls. Lange Hosen und Jacken fristen ein Schattendasein im Kleiderschrank.

Wenn das so weiter geht. Renn ich im Spätsommer nackisch durch das Haus. Und melde mich im Frühjahr bei den Nudisten an. Bis dahin hab ich dann hoffentlich 10 – 15 Kilogramm weniger auf den Hüften. Sonst wird es eine Art Augenkrebs für die anderen Nudisten. Beim Anblick meines runden Bodys. Oder ich müsste meinen wohlgenährten Körper mit zahlreichen Tattoos und Piercings schmücken. Um damit von der Leibesfülle abzulenken. Och NÖ.

Nicht das ich etwas gegen Tattoos und Piercings hätte. Im Gegenteil. Vieles sieht gut aus. Nur nicht an mir. Und dazu mag ich den Schmerz nicht. Der zwangsläufig entsteht. Wenn Tattoos auf die Haut gemalt. Besser in die Haut gestochen werden. Was ja auch bei Piercings der Fall ist.

Der Bürotag zieht sich so langsam dahin. Die Luft ist zu schlecht. Die Geräusch zu laut. Der Kaffee schmeckt weniger gut. Der ganze gewohnte Tagesablauf ist gestört. Und, wenn es nur die Toilette ist. Welche belegt ist. Alles scheint durcheinander. Und stört somit den Arbeitsfluss. Es läuft nicht so flüssig von der Hand.

Dafür gibt es mal hier mal da einen netten Schwatz. Ich lach mit den Lieblingskollegen und der Lieblingskollegin. Man raucht zusammen. Tauscht sich aus. Hört den neusten Büroklatsch. Ich mach eigentlich den ganzen Tag nichts anderes. Als die sozialen Kontakte aufzufrischen. Zwischendurch wird natürlich der eine oder andere Auftrag bearbeitet.

Und doch bleib beim Feierabend die Erkenntnis. Homeoffice ist auch ohne Klimaanlage besser. Keiner Stört. Man muss keine Rücksicht nehmen. Ist ja keiner da. Zwischendurch kann man die Fellnasen kraulen.

Und die 2 3 Kollegen Nasen. Die ich gerne sehe. Und mit den ich mich gerne unterhalte. Die kann ich ja auch nach Feierabend ganz privat treffen. Beim Kaffee, Eis oder alkoholfreien Radler. Das wird dann alles viel entspannter.


An dieser Stelle freue ich mich gerne über eine kleine Kaffeespende. Den Kaffee ist der Energiespender aller Künstler. Besonders für die, die keinen Alkohol trinken. Per Paypal einen Euro für einen Kaffee.

 

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10 Kommentare

  1. Also… ICH finde deinen Text schon mal göttlich 😄 und ja, zu Hause arbeiten da geht es schon etwas „bequemer“ aber ich stelle mir gerade vor wie das wohl bei mir aussehen würde… ich h arbeite in einer Galvanik…da geht es allein schon ziemlich heiß her…

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