Projekt

Mittwochabend. Während die restliche Familie vor der Flimmerkiste oder dem Laptop sitzt. Durchwühle ich in Ruhe die Kisten mit Shootingbedarf. Im Laufe der Jahre hat sich schon einiges angesammelt. Teilweise Projektbezogen, oft auch gekauft. Weil es gerade irgendwo billig zu bekommen war. Ketten, Umhänge, Masken und anderer Kram, der so prima in die Fetisch Szene passt.

Vieles davon nie genutzt. Weil irgendwann der Reiz auf Fetisch Bilder verflogen war. Oder das Shooting nie stattgefunden hat. Und ich die Sachen dann doch behalten habe. Und nicht, wie damals üblich, anderen Kollegen im Studio überlassen habe.

Eigentlich ist so ein Sammelsurium vollkommen unnötig. Gerade bei Klamotten weiß man nie im Voraus, was dem Model passt. Zu klein sieht doof aus, zu groß auch.  Dann passt die Farbe nicht zu den Haaren oder zur Location. Da ist es von Vorteil, wenn das Model selbst das hat, was der Fotograf sich wünscht.

Wie es auch sei. Am Anfang macht jeder, welcher in Bereich Aktfotografie Fuß fassen will, diesen Fehler. Später ändert sich das gewaltig. Es soll sogar Fotografen und Models geben. Die bestellen sich die Klamotten, machen das Shooting und senden anschließend alles wegen nicht gefallen oder falsche Größe zurück.  Ein Vorgehen, welches ich absolut nicht gutheißen kann.

Wie ich so in meinen ganzen Fotozubehör herumkrame, fällt mir ein Teil in die Hand. Schwarz, kurz, feminin und irgendwo auch ein wenig erotisch. Ich dreh das Teil links, ich dreh es rechts und im Kopf geht das Kino los. Was wäre wenn? Mhhh….  damit lässt sich doch was anfangen. Aber erstmal muss es irgendwie passen. Size S ist nun mal nicht ganz meine Konfektionsgröße. Egal. Ich probiere es. Ziehen, drücken, stopfen.. irgendwie klappt es dann relativ gut. Nur an einer Stelle geht es gar nicht. Da muss was kaschiert werden. Alternativ müssten 15 – 20 kg Körpergewicht weg.

Gut, an der Reduzierung das Körpergewichts bin ich dran. So zu 90 % jedenfalls, wenn da nicht 10 % Futteraktion in der Nacht wären. Mit der Fahrt zur gelben Möwe. Doch die lassen auch nach. Und so schnell bekomm ich das Gewicht nicht runter.

Nächster Tag. Ich durchwühle meinen Kleiderschrank. Da muss doch, da war doch. Ahhhh.. gleich mal anprobieren. Uiiii das Hemd ist auch 20 kg weniger alt. Muss gehen. Ein neues will ich nicht kaufen. Schließlich möchte ich ja abnehmen. Krawatte über die Knopfleiste, das kaschiert. Das Sakko passt eh, wenn man es nicht schließt.  Outfit steht. Location hab ich im Hinterkopf. Der Vorteil, wenn man in der Nähe eines Tagebaus lebt.

Am Abend sitz ich im Auto und fahr die Dörfer ab. Tod sehen sie aus. Doch nicht überall sind die Häuser verlassen. Ich such nach den richtigen Platz. Einem Ort wo ich die letzten Bewohner der Dörfer nicht verwirre oder gar den Werkschutz auf den Plan rufe. Mit den kann ich zwar reden. Und oft einigen wir uns dann auf einen Plan B C D. Wenn es sich aber vermeiden läßt, wäre mir das lieber.

Nächster Tag. Die Familie hat das Haus verlassen. Ich renne nur im Bademantel raus. Um mein Auto so zu stellen, dass man mich beim Einsteigen nicht sieht. Irgendwie bin ich immer noch nicht ganz so mutig. Dass es mir egal ist, ob die Nachbarn mich sehen oder nicht.

Zurück ins Haus. Fototasche packen, Hemd, Hose zum Umziehen einpacken. Ersatzakku und Stativ, Geldbörse und Handy nicht vergessen. Und schon geht es los. Der kleine dicke Mann presst sich in Größe S. Zum Glück ist das Material sehr dehnbar. Das ganze geht überraschend gut. Hemd angezogen, Krawatte gebunden, Sakko darüber. Blick im Spiegel. Ja ist okay. Nur die Kilos nerven doch etwas.

Raus aus dem Haus. Noch kann mich keiner so sehen. Tür abschließen und mit zwei drei schnellen schritten fall ich in das Kfz. Auf geht es. Bevor die Mittagssonne zu grell wird. Irgendwie ist Fotografie auch ein Wettlauf mit der Zeit. Bei mir jedenfalls. Die Fahrt zum Zielort ist schnell gemacht. Selbst das Outfit stört nicht. Angekommen bin ich etwas entsetzt. Ganz schön was los hier. Abends sah das anders aus. Doch ich finde durch Zufall eine verwinkelte Sackgasse. Kann dadurch mein Auto verstecken. Autos mit fremden Kennzeichen fallen auf und wecken Neugier. Das muss vermieden werden.

Geparkt. Kamera aufgebaut. Outfit gerichtet. Highheels an die Füße. Es geht los. Die Bildidee als erstes umgesetzt. Damit man die schon einmal sicher hat. Falls etwas Unerwartendes eintritt. Aber alles geht wie am berühmten Schnürchen. ich finde noch eine herrenlose Kette, die natürlich verwendet wird. Zwischendurch stehe ich fast nackt auf der kleinen Straße herum.

Der Mann muss sich ja umziehen. In einem Kombi fast unmöglich. Dann lieber im Freien. Noch drei vier Bilder, dann ist alles für den ersten Streich erledigt. Alles einpacken und mich zivil kleiden. Kippe rauchen und was trinken. Zufrieden die Werke auf dem Display der Kamera betrachten. Verrückt, aber gut. Und dann kommt wieder eine neue Idee. Doch dazu reicht die Zeit heute nicht aus. Ich hab noch ein paar Termine. Und noch viel mehr Ideen.

Eines wird aber immer klarer. Langsam brauche ich einen Auslöser an der Kamera.


An dieser Stelle freue ich mich gerne über eine kleine Radlerpende. Die Energielieferant bei schönen warmen Sommerwetter. Per Paypal einen Euro für ein Radler.


10 Kommentare

  1. Früher wäre dein Outfit absolut Exotisch gewesen,
    heutzutage schon ein Hingucker!
    Das Talent ist geprägt und wohl die Richtung auch. 😉
    Sei gegrüßt holde Maid*innen.
    Grüße
    Günter

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