Wir waren Helden.
Wir die vor 1971 geborgen wurden bezeichne uns ja gerne als Helden. Was wir so alles überlebt hatten. Bauklötze die mit bleihaltiger Farbe lackiert waren. Das Mitfahren im Auto ohne Gurt. Alle tranken aus einer Flasche und wir waren immer unterwegs bei Wind und Wetter.
Ja ja wir waren Helden. Und wurden zu Herrschern. Herrscher über die Kindheit unser eigenen Kinder. Ihnen nahmen wir das, was wir für uns in Anspruch nahmen. Kindliche Freiheit.
Wir waren Helden. Waren als Kinder draußen bei Wind und Wetter, doch wir waren auch die Generationen. Die unseren Kinder zeigte wie einfach das Leben vor der Glotze sein konnte. Nach Hause kommen, Füße hoch Glotze an.
Wir waren Helden. Hatten Freunde so reale Freunde, doch wir waren auch die Generation. Die unseren Kindern zeigte wie bequem das virtuelle Leben ist. Mit ein paar Klicks durch die ganze Welt.
Wir waren Helden. Waren so Stolz auf unseren Zusammenhalt. Doch von uns lernten unsere Kinder, das man auch den besten Freund oder Freundin verklagen kann. Solange bis man Recht bekam.
Wir waren Helden. Waren Stolz das wir Streitigkeiten unter uns beilegten. Und zeigten unseren Kindern unser Rechtsempfinden. Zeigten ihnen Anwaltskanzleien von innen. Zeigten Ihnen wie man seine Meinung durch setzte.
Wir waren solche Helden und haben es so unreperabel für unsere Kinder versaut. Wundern uns heute das sie nicht mehr aus dem Haus gehen. Stellten wir ihnen doch TV Playstation PC und Handy auf den Gabentisch. Waren selbst froh wenn sie sich damit beschäftigten, da wir das dann nicht machen mussten.
Wir waren solche Helden. Statt einzusehen, das die eigenen Sprösslinge keine Einsteins werden. Und das es statt Abitur und Studium doch nur für eine Lehre reicht. Drohten wir den Lehrern mit Dienstaufsichtsbeschwerden wenn der Sprössling eine 4 oder 5 nach Hause brachte.
Wir waren Helden. Stopfen den Terminplan unserer Kinder voll. Musikalische Früherziehung, Reitunterricht, Fremdsprachenkurse und Sport. Alles schon im Kindergartenalter. Heute wundern wir uns über die Nervosität der Kids.
Wir waren Helden die den Schmerz als Indianer gut überlebten. Doch wir wurden zu Luschen. Die Backpfeife sahen wir als Schläge an. Ja wir wurden ja im Kindesalter noch brutal verprügelt. So was durfte nicht sein. Also diskutierten wir mit unseren Kindern lieber. Sanfte Erziehung nannten wir es verlogen.
Wir waren Helden die sich Kaugummis, Eis und Limo teilten. Wir waren auch die , welche auf den Spielplatz mit den Reinigungstüchern hinter den Kindern hergejagt sind. Die bösen Keime durften auf keinen Fall an das Kind. Heute wundern wir uns über die Allergien unserer Kinder.
Wir waren Helden und überlebten die Fahrt in Auto ohne Gurt. Ja waren aber auch die Generation. Die selbst ihrer Kinder in Maxicossy, 8 fach gesicherten Kindersitz umgeben von unzähligen Airbags im Auto mitnahmen. Das kurze Stück zur Schule haben wir sie lieber gefahren, als sie alleine laufen zu lassen.
Wir waren die Helden… Und stopften unsere Kinder in Sicherheitswesten und stülpen ihnen einen Helm auf den Kopf. Erst nur zum Fahrrad fahren, später noch auf dem Spielplatz. Gaben Ihnen Handy mit Standortermittlung
Wir waren Helden, die sich noch bei Trickfilmen wie Tom und Jerry vergnügten. Für unsere Kinder war das verboten. Es war viel zu brutal. Es würde sie zu Mördern und Gewalttätern machen. Und achteten nicht mehr darauf welche Filme wir uns mit ihnen selbst ansahen.
Wir waren Helden und wollten immer Helden bleiben. Keine Generation nach uns sollte es so gut haben. Geben wir zwar nicht offen zu, doch würden wir sonst unseren Kinder genau alles das verbieten, was wir erleben durften.
Sind durch uns die Nacktheit noch als was Natürliches ansehen. Ein mehr an Vergewaltigern entstanden? Wohl kaum. Wussten wir doch gut durch Bravo Lovestory und den nackten Mädels in der Bild, wie der Mensch ohne Kleidung aussieht. Doch unseren Kinder verbieten wir diesen Anblick. Nacktheit muss verbannt werden.
Bei Gewaltvideos werden die Helden von Damals zu Gaffern und haben keine Bedenken wenn die kleinen es sehen. Wir sind verlogene gealterte Helden ohne Zukunft.
Wir waren Helden. Haben getobt, sind auf Bäume geklettert durch alte Ruinen gekrochen. Man war das tragisch wenn es doch mal einen von uns erwischt hat. So jung und doch verstorben. Nein das war nicht schön. Heute springen unsere Kinder vom Hochhausdach, dröhnen sich mit Drogen voll. Weil sie den Leistungsdruck die permanente Überwachen von uns nicht mehr aushalten können. Reisen sich selbst aus dem Leben.
Und heute sitzen wir da. Schauen was aus den Kinder geworden ist. Schütteln den Kopf über ihr Verhalten. Verstehen Sie nicht mehr, wie uns auch schon die Eltern nicht verstanden haben. Und haben bis jetzt noch nicht begriffen. Das wir die Freiheit von unserer Mütter erkämpft, die BHs und Korsetts öffentlich verbrannt haben, durch unsere übertriebene Vorsicht wieder zunichtegemacht haben.
Wir die sich selbst als Helden lobpreisen. Sitzen heute in Runden zusammen und jammern wie wenig Respekt die Jugend hat. Doch wir haben ihnen nie gezeigt was Respekt ist.
Wir waren Helden. Nein wir waren keine Helden wir waren ganz normale Kinder. Unsere Eltern hatten noch Vertrauen zu uns. Haben uns gekannt. Haben gesehen wenn wir nicht die größte Leuchte waren. Haben uns Kind sein lassen. Haben uns auch Erfahrungen machen lassen. Auch wenn diese oftmals schmerzhaft waren. Wir sind lieber arbeiten gegangen. Man wollte was darstellen nach außen, wollte anderen was zeigen und haben dabei die Kinder vergessen
Wir Helden hatten Eltern und sind selbst zu Diktatoren mutiert. Zu einer Generation die niemals ihre Fehler zugibt. Bei der alle anderen Schuld sind. Einer Generation die Mobbing erst so richtig ausgebaut hat.
WIR sind einfache Versager mit gut bezahlten Jobs, Haus und 3 Autos vor der Tür. Im Job gut in der Familie versagt auf ganzer Linie.
An dieser Stelle freue ich mich gerne über eine kleine Kaffeespende. Den Kaffee ist der Energiespender aller Künstler in jeder Jahreszeit. Besonders für die, die keinen Alkohol trinken. Per Paypal einen Euro für einen Kaffee.
Wir waren Helden, mal was zum nachdenken und vielleicht hinterfragt man sich doch mal selbst?
Oder ist das alles doch nur Fiktion?
Grüße
Günter
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