Ruhe gibt es wenig in der heutigen Gesellschaft. Immer tönt und lärmt es um uns herum. Radio, Fernseher, Internet, Handy oder Straßenverkehr. Irgend etwas dringt immer zu in unser Gehör.
Dabei empfinden wir schon schon selbst die Geräusche der Natur als Lärm. Etwas was gar kein Lärm ist. Das sanfte Säuseln des Windes in den Baumkronen, das Rauschen der Wellen, der Gesang der Vögel. Alles das empfindet der Mensch oft als Lärm.
Doch nur weil er innerlich nicht zur Ruhe kommen kann. Ständig in Bewegung sein muss. Zerrissen von sich selbst. Angetrieben von vermeintlichen Zielen und falschen Idealen. Unruhig in jeder Sekunde des eigenen bescheidenen Lebens.
Ja ich gebe zu. Auch ich komme selten zur Ruhe. Gedanken rasen unentwegt durch den Kopf. Bin getrieben von neuen Projekten. Von dem Gedanken Bilder zu machen die andere berühren. Andere selbst ein wenig zur Ruhe bringen. Und wenn es nur ein paar Sekunden sind. Nein ich bin nicht so verwegen zu denken. Das ich Bilder für die Unendlichkeit mache. Texte für die Ewigkeit schreibe. All das lässt mich oft tief in der Nacht nicht zur Ruhe kommen.
Ein neues Projekt zwang mich einen Ort aufzusuchen. Den ich normalerweise meide. Vor den ich Ehrfurcht und Respekt habe. Einen Ort wo Gefühle zum Greifen nah sind. Der Boden getränkt mit unzähligen Tränen. Einem Ort an dem ich irgendwann auch enden werde. Wo alles zu Ende ist und der Mensch doch soviel Hoffnung hat.
Friedhöfe sind keine Orte für mich. Wo ich gerne bin. Keine Orte wo ich gerne die Kamera in der Hand habe. Orte an den ich nicht gedankenlos durch die Reihen schlendern kann. Bis zum heutigen Tag.
Getrieben durch die innere Unruhe zog es mich auf einen alten Militärfriedhof. Abseits am Waldrand hinter einer verlassenen britischen Militärbasis. Morgens früh wollte ich Bilder der ganz anderen Art machen. Nicht reißerisch, nicht sensationelle nur aus einem anderen Blickwinkel. Um die Endlichkeit des Seins zu dokumentieren.
Das Vorhaben ist gescheitert. Nicht ganz so gelaufen wie ich es mir erhofft hatte. Und vielleicht ist es ein Zeichen von höheren Mächten gewesen. Das dieses Vorhaben, welches nüchtern betrachtet, nicht ganz so legal war. Durch technische Problem vereitelt worden.
Im Gegensatz zu den früheren Besuchen auf Friedhöfen. War es heute irgendwie anders. Ruhe, innere Ruhe setzte bei mir ein. Und ich mich auf eine Bank. Lange blieb ich. Lauschte den Specht. Hörte den Wind zu. Hörte ein wenig in mich hinein. Ruhe. Wirkliche Ruhe legte sich um mich herum.
Einfach zuhören wie schön die Natur klingt, dabei Zeit und Raum vergessen. Keine Gedanken an Ziele, Aufgaben, Projekte und anders unsinnige Zeug.
Lange hab ich da auf der Bank geruht. Bis ich anfing langsam die weg entlangzulaufen. Nicht auf der Suche nach dem Motiv, nach dem perfektem Bild, den schönsten Licht. Den eigentlich wollte ich gar keine Bilder machen. Doch die Motive fanden mich. Ließen mir keine Wahl. Ich durfte mich mit ihnen auseinandersetzten. Durfte sie fotografieren. Diese Motive zeigten mir das, was ich gesucht hatte.
Die Endlichkeit des Seins.
An dieser Stelle freue ich mich gerne über eine kleine Kaffeespende. Den Kaffee ist der Energiespender aller Künstler in jeder Jahreszeit. Besonders für die, die keinen Alkohol trinken. Per Paypal einen Euro für einen Kaffee.
Und doch gibt es für mich den ‚unendlichen Geist allen Seins’…ohne Anfang und ohne ein Ende…der Raum aus dem alles entsteht und vergeht…
Liebe Grüße Tete
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Hast du dich doch einmal gewagt Lars.
Ich weiß noch wie du meintest es wäre nichts für dich.
Gerade dieser Ort, mit der Natur, vermittelt Ruhe und bringt einen dazu in sich hinein zu horchen. Schön dass du es wahrgenommen hast.
LG, Nati
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Hallo Nati, es war eine ganz besondere Erfahrung. Auch wenn sie so nicht angedacht war und nur durch den Umstand des Zufalls entstanden ist.
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Vielleicht zieht es dich noch einmal dort hin und du nimmst die friedliche Atmosphäre wahr.
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Bestimmt. Und lange dauern wird es nicht.
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Ist schon etwas in Planung?
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Ja das Projekt weshalb ich unterwegs war. Nur dann wird es ganz anders werden. Mit viel mehr Ruhe.
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Ich bin gespannt was du berichten wirst, wenn du dir viel mehr Zeit nimmst.
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Orte der Stille.
Ich hab zwar nicht viele Friedhöfe fotografisch besucht aber immerhin ein paar.
Trauer, Wehmut und Gedanken gehören da einfach dazu.
Manche Gräber erzählen Geschichten und man fühlt mit und ab und zu erfährt man mehr über den Verstorbenen. Bewegend.
Wirklich zur Ruhe bin ich damals nicht gekommen aber dennoch wage ich noch den oder anderen Rundgang.
Sehr schön geschrieben und gut erfasst.
Grüße
Günter
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Danke für deine lieben Worte. Für das dir schon bekannte Bild suche ich noch nach einer Textidee. Da sollte was Passendes dabei stehen.
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Das was du beschreibst nennt sich „Memento Mori“ und ist Teil der Stoa.
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Damit hab ich mich noch nie beschäftigt. Stoa ?
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Die Stoa Philosophie wurde in der Antike in Griechenland begründet. Sie wurde von den Römern übernommen und wurde zur Staatsphilosophie weiterentwickelt. Im Mittelalter wurde sie fast vergessen. Die Stoa existiert allerdings bis heute als Philosophie. Ihr Vorteil ist, dass sie ungewohnt flexibel als Philosophie ist.
Ryan Holyday schreibt derzeit sehr gute Bücher über den Stoizismus. Als schnellen Einstieg und Überblick empfehle ich Zitate von Marc Aurel und Seneca. Ich sende Dir gerne ein Buch zu diesem Thema, wenn Du es wünschst.
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