Gut

Es gab zwei Gründe warum es mich aus dem Haus getrieben hat. Der erste war schlicht und profan. Die Sucht. Die unbändige Sucht nach Nikotin. Nichtraucher dieser Welt. Fangt bloß nicht mit dem Unsinn an. Es kostet nicht nur einen Haufen Geld, versaut Euch die Gesundheit dauerhaft. Nein es zwingt Euch zu den unmöglichsten Tageszeiten das Haus zu verlassen. Ob es stürmt oder 2 Meter Schnee liegt.  Gut letzteres ist in Rheinland so selten. Dass die Wahrscheinlichkeit, meine Lottogewinnes um ein vielfach höher ist.  Und ich könnte so viel Gutes mit diesem Lottogewinn anfangen. So ein kleines schickes Wohnmobil, früher hab ich die als rollendes Wohnklos beschrieben, würde mir gut zu Gesicht stehen.

Der Gedanke permanent auf Achse zu sein, das Homeoffice an den Strand in Portugal zu verlagern. Der beschäftigt mich so unglaublich intensiv. Das ich morgens schon in den Kombi eingestiegen bin und die Kaffeemaschine gesucht hab. Aber das ist ein anderer Kriegsschauplatz in meinem Leben.

Der zweite Grund warum ich das Haus verlassen habe. Ich wollte mich mal wieder jung fühlen. Mit 50 Lebensjahren auf einem E-Scooter durch die Gegend zu sausen. Das Haar im Wind. Die Sonne im Gesicht. Hat schon was von jugendlicher Freiheit. Und Unbeschwertheit. In meinem Fall sieht es dann doch ein wenig albern aus. Wenn so ein alter Sack auf einem E-Scooter durch die Botanik rollt. Dazu fehlt das fliegende Haupthaar, der Bart ist nur wenig als Ersatz geeignet. Mir ist das vollkommen Latte, was die anderen darüber denken. Ich rolle lautlos die Straßen und Wege entlang. Mit federndem Knie den Ziel, was in diesem Fall die Tankstelle im Nachbarort ist, entgegen.

Der dritte Grund. Der eigentlich gar kein richtiger Grund ist. Den dieses treibt mich schon seit Jahren an. Mal mit Zustimmung oft mit Ablehnung. Nicht immer konstruktiv in der Meinung. Ich war wieder auf der Suche nach einen so richtig geilem Motiv. Einem Motiv wo keiner etwas Negatives sagen kann. Was einfach nur flasht. Also das was alle wollen.

Über die Technik, Bildaufbau, Blickwinkel, Belichtungszeit und anderen Kinkerliz. Hab ich mir gar keine Sorgen gemacht. Den moderne Kameras können das alles von alleine. Topfotografen brauchen ja nur ein Handy mit unzähligen Filtern. Und schon machen sie damit Bilder, die jeden gefallen. Wenn sie nicht im Einheitsbrei untergehen. Was? Wie? Sowas geht nicht?

Und ich dachte wirklich, man kauft sich eine Kamera oder ein Tophandy im MediaMarkt. Eröffnet eine Facebook Seite mit Photography im Namen. Erstellt ein Instagram Profil wo man unzählige Handybilder präsentiert. Und schon ist man der oder die Hyperfotografin oder der Starfotograf. Wie, so geht es nicht? Echt nicht? Versteh ich nicht. Komisch. Können doch genau diese Photography Typen genau sagen. Was ein schlechtes Bild ist. Aber nie was ein gutes Bild ausmacht. (a.d.R. Sven Rausch hat dazu gerade einen Artikel auf seinen Blog veröffentlicht.)

Doch genug jetzt von diesen verbalen Schlägen unter die Gürtellinie. Hinterher sagt man mir nach. Ich würde den Besten der Besten nicht den Dreck unter der Fingernägel gönnen. Stimmt nämlich nicht, man sieht so viele schöne Bilder von Fotografen aus aller Welt. Hobbyfotografen die sich nicht Photographer nennen. Die keinen YouTube Kanal betreiben. Denen nicht 1000.000 Follower auf Instagram folgen. Die trotzdem mit Können Bilder …nein Fotos machen. Fotos die sich von der Maße abgrenzen. Anders sind. Fotos die von Künstlern gemacht worden sind.

Schluss jetzt Herr D. Kommen sie wieder zu Thema zurück. Sie lenken ab.

So fahre ich mit lockeren 20 Kilometer pro Stunde. In lockerer Haltung. Regentropfen auf der Glatze. Wind im Barthaar. Der Tankstelle entgegen. Zur Sicherheit hab ich die Flipflops gegen Sportschuh getauscht. Damit der Dirk Bach für Arme ein wenig sportlicher und dynamischer aussieht. Kleider und sicheres Auftreten bei absoluter Ahnungslosigkeit machen heute Leute aus. Der trendige Audi A4 fällt ja aus, selbst als Mietwagen mir zu teuer, ich escoote ja heute.

Das die Hinfahrt ein wenig feucht ist. Könnte man daran erkennen. Wenn man mich genauer betrachten würde, nur wer will das schon. An den kleinen Bächen die über die Glatze rinnen. Die Kamera am Schultergurt hab ich unter der Weste versteckt. Was der Figur nicht unbedingt zum Vorteil verhilft. An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, ich weiß im Moment nicht, ob ich es schon getan habe, Alzheimer grüßt den Herrn D. Ich mochte Dirk Bach. Sei Auftreten haben mich immer begeistert. Der Umgang in der Öffentlichkeit mit seiner Figur. Mehr als lobenswert.

Ich hab die Tanke sicher und unfallfrei erreicht. Der nette Mensch hinterm Tresen hat, nach meiner Zigarettenbestellung. Auch gar nicht nach meinem Ausweis gefragt. Er war sich also sehr sicher, dass ich schon etwas über 18 Jahre alt bin. Löblich löblich. Blöd war an der Tanke nur. Das es recht wenig Motive gab. Die mich dazu verleitet hätten, die Kamera vors Auge zu drücken. Eine leere Tankstelle ist halt nicht spannend. Dramaturgisch unterbelichtet. Mehr Spannung versprach der aufreißende Himmel in der Ferne. Durch die frühen Abendstunden versprach es es seidenweiches Licht zu werden. In mir entstand eine Hochstimmung. Was für eine Wortkombination.

Schwungvoll steig ich auf den E-Scooter und brause los. Raus aus dem Städtchen rein in die Felder. Und jetzt kommt der Vorteil meines Gefährts zur vollen Geltung. Den sportlichen Seitenständer ausgeklappt. Schränkt zwar schwer die Kurvenlage auf der linken Seite ein. Dafür ist das Parken ein Kinderspiel. Halten, absteigen, abstellen. Fast eine Tätigkeit. Saugeil. Der Fahrradweg wird zum längsten Parkplatz der Welt. Und die Kamera kann Ihrer Bestimmung zugefügt werden.

Ich fotografiere mit Leidenschaft. Mit Hingabe. Mit Lust. Um genau das Bild zubekommen, was mir so vorschwebt. DAS BILD. Das was alle gut finden. *Hust* Bitte nicht verwechseln mit DER BILD. Die finden zwar alle scheiße, lesen sie aber trotzdem.


An dieser Stelle freue ich mich gerne über eine kleine Kaffeespende. Den Kaffee ist der Energiespender aller Künstler in jeder Jahreszeit. Besonders für die, die keinen Alkohol trinken. Per Paypal einen Euro für einen Kaffee.

 


 

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Und wer dieses Bild nun gut findet. Dem sei verraten, das es aus Photoshop kommt. 2 Hauptebenen für die unterschiedliche Belichtung von Himmel und Boden.

6 Kommentare

    • Aus dem Bild wurden erst einmal zwei gemacht. Die dann einzeln bearbeitet worden sind. So Braucht der Himmel eine andere Bearbeitung als den Boden. Das Ganze ist hinterher übereinander gelegt worden. Hier und da noch ein paar Anpassungen und fertig. So im Groben und Ganzen ca. 8 verschiedene Ebenen im Photoshop. Dauer ca. 30 Minuten. Und das alles nur um ein GUTES Bild zu bekommen. 🙂 Verrückt muss man schon sein.

      Like

      • Wäre ja auch zu einfach gewesen wenn du es nur fotografiert hättest.
        Sieht aber toll aus und der Aufwand hat sich gelohnt.

        Like

      • Sowas mit einem Bild zu fotografieren ist mehr als aufregend. Das geht nur mit sehr guten und teuren Filtern. Die hab ich für die kleine Olympus nicht. Daher muß PS herhalten. Einfach ist Fotografieren aber nie einfach 🙂

        Like

Und was sagst du dazu :)

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s