Sommer 2012. Mit vielen anderen Mensch stehen wir zusammen im Foyer dieses Gebäudes. Es ist nicht schön. Einzweckbau der 60 oder 70 Jahre. Beton außen, Beton innen. Und gerade unten im Eingangsbereich auch recht dunkel. Doch es ist genau die Schule wohin du wolltest. Zur Auswahl standen zwei. Zwei Gymnasien in einer Stadt. Direkt nebeneinander. Beide haben wir uns zusammen angesehen. Für und wieder abgewägt. Am Ende durftest du selbst entscheiden. Nicht ganz einfach für ein Mädchen in so jungen Jahren.
Wir haben dir nur Empfehlungen gegeben. Dich angeleitet auch auf dein Bauchgefühl zu hören. Bringt es ja nichts. Wenn du nur ungern den nächsten Jahre tagtäglich zur Schulen gehen musst. Den es werden mindestens sechs Jahre sein. Eine lange Zeit, wenn man sich nicht wohlfühlt. Die Entscheidung war gefallen. Die Schule hat sich gefreut das du zu ihr kommen willst. Alles war auf diesen einen Tag vorbereitet.
Und nun stehen wir hier. Hören Namen. Sehen wir, wie die anderen Kinder in die neuen Klassen eingeteilt werden. Und dann fällt dein Name. Noch etwas unsicher gehts du zu der neuen Klasse. Die meisten deiner neuen Klassenkameraden kennst du nicht. Doch das wird schon werden. Da haben wir keine Sorge. Als kurze Zeit später der Name eines deiner Grundschulfreund fällt. Sehen wir das Strahlen in deinem Gesicht.
Hast du nun ein bekanntest Gesicht. Eine bekannte Person und einer neuen fremden Umgebung. An deiner Seite.
Nur zwei aus der Grundschulklasse seit ihr. Nur zwei die sich für diese Schule entschieden haben. Ihr hab euch so entschieden. Und es war gut so. Auch, wenn wir Eltern zwischen durch gegrübelt haben. Ob es die richtige Entscheidung war. Ob, wenn mal wieder Stunden ausgefallen waren. Der eine oder andere Lehrer oder Lehrerin, merkwürdige Gedanken oder Verhaltensmuster zeigte. Wir dich nicht doch an die andere Schule schicken sollten. Doch du bist geblieben. Hast alles mitgenommen. Klassenfahrten. Schulausflüge. Segeln auf dem Ijsselmeer. Warst in Berlin und Venedig. Hast neue Freunde gefunden. Hast die Qualifikation für die Oberstufe bekommen. Und damit zwei Jahre Verlängerung. Aus sechs Jahren wurden so acht.
Acht Jahre in dem auch ich lernen musste. Das Wunsch und Realität oft zu weit weg sind. Um am Ende festzustellen. Schlecht hast du es nicht gemacht. Im Gegenteil. Du hast es gut gemacht. Auch wenn es zwischen durch Streit, Wut und Tränen gab. In denen ich lernen musste. Das nicht jeder ein einsnuller Abitur machen kann. Man auch mit Zweinull und Dreinull seine Weg gehen kann. Sagen doch Abschlussnoten nichts über den Menschen wirklich aus.
Und heute sitzen wir zusammen mit vielen anderen in der Stadthalle. Sitzen hier um dein Abschlusszeugnis. Dein bestandenes Abitur. In Empfang zu nehmen. Sitzen hier nur wir drei. In einer Reihe. Obwohl wir eigentlich zu viert da sein müssten. Und sind so unglaublich stolz auf dich. Gleichzeitig tut es uns beiden. Auch unendlich leid. Wie dein Abiturjahr zu Ende ging.
Covid-19 hat alles zunichtegemacht. Keine geordnete Prüfungsvorbereitung. Kein Abiturball. Keine Motto Woche. Nicht worauf sich alle Abiturienten sich freuen. Konntet ihr machen. Selbst jetzt, bei der feierlichen Zeugnisübergabe. Fehlt eine wichtige Person in deinem Leben. Da wir nur zu dritt kommen durften.
Zwölf Jahre Schule sind nun vorbei. Zwölf Jahre in den ein Kind zu einer Persönlichkeit gereift ist. Zwölf Jahre, in dem wir oft erstaunt waren. Was für soziale Einstellungen unser Kind entwickelt hat. So viele Verhaltenszüge, die uns erstaunen lassen. Um uns gleichzeitig stolz erscheinen lassen.
Zwölf Jahre. Wie gestern seh ich dich mit dem kleinen Roller zur Schule fahren. Seh dich noch wie du mittags nach Hause gelaufen kammst. Erinner mich noch daran, als wäre es gestern. Wie ich dich morgens zur Schule gefahren habe. Weil ich so, durch meinen Job, die wenige Zeit mit dir verlängern konnte.
Heute wink ich dir hinterher. Wenn du mit deinem kleinen alten Auto davon fährst. Bin stolz und ängstlich zugleich. Und weiß, dass ich noch mehr loslassen muss. Doch immer dir zur Seite stehen werde. Wenn du uns brauchst mit Rat und auch Tat.
Hallo Lars,
es ist ein emotionales Jahr.
In alle Richtungen, es bleibt nix außen vor.
Alte Gewohnheiten haben sich verabschiedet und
eine neue, andere Zeit ist angebrochen.
Man kommt klar oder eben nicht.
Du hast eine schöne Empfindung zum Abschlusstag
deiner Tochter geschrieben.
Eine Situation und Ereignis was jeder auf seine Art nachvollziehen kann.
Schönen Sonntag und
viele Grüße
Günter
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Danke für deine Worte.
Es sind eigentlich viel zu wenige Worte.
Um alles irgendwie zu verarbeiten.
Euch auch einen schönen Sonntag.
Viele liebe Grüße
Lars
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Es erinnert mich an meine Töchter und macht mir ein wenig Pippi in die Augen.
Du hast alles richtig gemacht! Und wirst es auch in Zukunft richtig machen,
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Viel anders erging es mir nicht beim Schreiben der Worte. Danke für deine Worte.
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