Es gibt Bildideen. Die sich nur dann umsetzten lassen. Wenn man die eine oder andere Regel einfach missachtet. Normalerweise halte ich mich an Regeln. Da es diese nicht ohne Grund gibt. Auch für ein gutes Bild, sollte man nicht als Mittel zum Zweck, Regeln brechen oder missachten. Die Gesundheit von Model und Fotograf darf auf keinen Fall für das ultimative Bild aufs Spiel gesetzt werden. Wenn es am Ort des Shootings Verhaltensregeln gibt. Dann sollte man diese auch tunlichst befolgen. Nichts ist mehr Wert als die Gesundheit eines jeden. Für mich persönlich ist es nicht nachvollziehbar. Warum ein Model auf Felsen posen soll. Wieso ein Model auf Klippen stehen soll. Oder gar auf einem Brückengeländer sitzen muß. Was im ersten Augenblick stabil und fest ist. Kann sich mit einem Windstoß ganz schnell ändern. Der vermeintlich sichere Stand ist nichts Wert, wenn der Untergrund sich selbstständig macht. Ist das Sicherheitsbewußtsein in der heutigen Zeit, dem ultimativen Bild untergeordnet ?
Wenn sich der Fotograf selbst in Gefahr bringt. Nur um ein „cooles“ Bild zu machen. So ist es sein Ding. Doch in dem Moment, in dem andere dabei sind. Sei es ein Model oder ein Helfer. Dann muß der Spaß vorbei sein. Wer übernimmt die Verantwortung wenn das Model vom Dach eines Hochhaus fällt. Nur weil der Herr Fotograf ein spektakuläres Bild schiessen will. Oder wenn es dem Helfer inkl Reflektor vom Dach weht. Geht das Model oder der Fotograf dann zum Staatsanwalt und sagt „Ich hab es zu verantworten.“ ?
Vor 25 Jahren, lag ich an einem Strand auf Bali. Dieser wunderschönen Insel im Pazifik. Der Ozean war recht ruhig. Die Wellen nicht besonders hoch. Nichts sah bedrohlich aus. Und doch hatten die örtlichen Strandwächter die Fahnen über Kreuz in den Sand gestellt. Das internationale Zeichen, das man nicht in den Ozean gehen solle. Eine einfache Regel. Nicht weit von uns lagen eine Gruppe junger Menschen. Ob diese durchtrainierten Männer Amerikaner oder Australier waren, weiss ich nicht mehr. Jedenfalls rannten 4 dieser Sportler voller Mut in den Ozean. Die ersten Minuten sah alles noch ganz normal aus. Das änderte sich allerdings schlagartig, als der erste aus dem Wasser wollte. Es gelang ihm einfach nicht. Kaum bis zu den Hüften aus dem Wasser, wurde er wieder zurückgezogen. Auch die anderen 3 wollten zurück an Land. Und so kämpften 4 sportliche Männer gegen die unsichtbare Gewalt des Ozean. Es war ein ungleicher Kampf, da die Kräfte der Männer sichtbar weniger wurde. Auch die Strandwächter hatten das ganze Schauspiel mitbekommen. Und begannen sich auf die Rettung vorzubereiten. Die Frauen der leichtsinnigen Schwimmer, standen am Rand des Ozean, riefen und schrien gegen die Brandung an. Scheinbar um die Männern im Wasser anzufeuern. Und dann hatte der Ozean ein Einsehen. Mit letzter Kraft, krabbelten die Männer an Land. Mit allerletzter Kraft. Denn es wurde ruhig am Strand. Sehr ruhig. Der Schock sass tief bei allen. Bei den Schwimmern, den Frauen, den Rettungsschwimmern und den Zuschauern. Mich lehrte es eines. Bestimmte Regeln sollte man nicht brechen. Die Natur macht sich ihre eigenen Regeln. Und diese sind gnadenlos brutal.
Felsen ist auf den ersten Blick fest und hart. Doch er ist es nicht immer. Ein Baum kann Jahrzehnte lang am Fels wachsen. Doch kaum lehnt ein Model an ihm. Gibt er nach und verschwindet in den Tiefen.
200 Wellen umspielen die Füße des Models nur leicht. Wenn sie auf den Klippen im Meer steht. Doch die eine Welle ist höher, ist kräftiger. Sie zieht mit unglaubiger Kraft an den Beinen des Models. Leicht auszurechnen was dann passiert. Von Glück spricht man dann, wenn es am Ende nur Schürfwunden sind. Von tödlichen Leichtsinn wenn es ganz schlimm wird.
Fotograf, Model und andere Helfer. Haben die Verantwortung für sich und die anderen beteiligten am Set. Nicht mehr nicht weniger. Alle für einen, einer für alle.
Ich bin mir durchaus bewußt. Das auch ich die Sicherheit bei dem einen Projekt vernachlässigt hab. Weil die Jagt nach „DEM“ Foto den Verstand ausgeschaltet hatte. Eine Jagt die mich das Leben hätte kosten können. Für was ? Nur für das eine Bild ? Dieses eine Bild was nie an die Öffentlichkeit gekommen wäre. Wenn ich nicht Glück gehabt hätte, wenn nicht andere auf mich aufmerksam geworden wären. Unbefreiflicher Leichtsinn gepaart mit einer Profilneurose.
Anders kann man es nicht erklären. Alle anderen Erklärungsversuche, wären schlussendlich nur ein Selbstbetrug. Jeder Fotograf ist ein Junkie , auf der Jagd nach dem einen Bild. Jedes Model ein Selbstdarsteller. Beide wollen Anerkennung, Ruhm und Kultstatus.
Daran ist nichts verwerfliches. Nichts negatives. Solange die Regeln und Grenzen nicht überschritten werden. Solange nichts passiert. Solange keiner zu Schaden kommt.
Wer jetzt fragt, welche Regel bei dem Shooting gebrochen wurden. Rauchverbot im Studio.
Doch fängt es nicht immer im kleinen an ?
Geht raus, macht eure Bilder. Doch achtet immer und ständig auf eure und der anderen Sicherheit.
Lieber Lars,
zu erst zu deinen Bildern…..
Eigentlich kann ich mit Männerfotografie nicht viel anfangen aber die Serie die ihr erarbeitet habt finde ich schon sehr beeindruckend! Respekt an euch!
Kreativ und ausdrucksvoll! Find ich gelungen!
Grüße
Günter
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Es gibt da noch eine kleine Serie. Die ist schon etwas abgedrehter als diese. Bin sehr gespannt wie diese bei den Leserinnen und Lesern ankommt. VG Lars
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