Nach ein paar Tagen Kurzurlaub in Stockholm. Erreichten wir am frühe Freitag Mittag wieder die heimischen Gefilde.
Zu erst einmal standen die normalen Sachen auf dem Programm. Also alles das was man so zu erledigen hat. Wenn man wieder zu Hause ankommt.
Hunde begrüßen, Wäsche sortieren, Post durchsehen. Den ersten vernünftigen Kaffee seit Tagen trinken. Also alles wie es jeder macht. Und dann ist der Moment da wo man sich an den Schreibtisch setzen kann. Um die Bilder von der Kamera auf den Rechner zu übertragen.
Ein Vorgang der recht flott mit einer gewissen Routine abläuft. Alles gar kein Problem. Und auch die Sichtung und Sortierung ist nicht was man als problematisch ansehen muß. Bis zu dem Moment als der helle und entsetzte Schrei der Tochter des Hauses durch die liebgewohnenen Räume hallt.
„Wir haben kein Internet“
Ab diesen Moment bilden sich Schweißperlen auf der hohen Stirn des hochbegabten aber erfolglosen Fotografen, Schreiberling und liebender Papa in Personalunion. Wochenende vor der Tür und kein Internet? Dem muss man Abhilfe schaffen. Den schliesslich möchte der ins Schwitzen Gekommende ja selbst ein paar seiner Bildwerke. Der geneigten Leserschaft zur Schau stellen.
Und so steigt er die steilen Stufen zum Keller hinab um nach dem Rechten zu schauen. Dort wo das Glasfasermodem mit seinen vielen grünen LEDs den Gemütszustand der Technik anzeigt.
Nach einen kurzen Blick auf die vielen grünen Lämpchen, erhellt sich der väterliche Blick. Alles leuchte dauerhaft, nichts blinkt, nicht ist dunkel. Alles im sprichwörtlichen grünen Bereich.
Auch die LEDs in gleicher Farbe an LAN Hub erstrahlen dauerhaft. Auch hier ist es auf den ersten Blick in Ordnung. Doch der Vater kommt ins Grübeln. Dauerhaft grün ohne blinken, ohne das die zweite gelbe LED zu sehen ist. Das ist dann doch nicht so ganz normal.
Verbindung ist steht. Nur der Datenstrom ist kaum vorhanden. Und dieser sollte bei 3 Handy im WLAN zumindest in geringer Menge vorhanden sein. Doch nix … gar nix. Mit schnellen schweren Schritten, 3 Wandertage in Stockholm hinterlassen Spuren, steht der Vater an der Technik. Um beherzt auf den Reset Kopf zu drücken. Das 20 Sekunden da sehr lange werden können muß man nicht extra erwähnen.
Nachdem 20 sec vorbei sind blinken die LEDs lustig vor sich hin und zeugen davon, das sich das Modem wieder starte. Eine Zigarettenlänge später, alles wieder grün. Alles wieder da. Prima. Normalzustand erreicht.
Meldung an Kind : Läuft
Rückmeldung von Kind 2 Minuten später : Nicht
Wieder ein leichter Schweißausbruch auf der Stirn. Okay dann muß die Box mit den Namen des bekannten Preussenkönigs auch resetet werden. Kein Ding alles kein Problem. Netzkabel kurz raus gezogen, 2 Minuten warten. Stecker wieder in die Box. Geht nicht. Die Fummelei fängt an, der Stecker will nicht in die Buchse. Box von der Wand abnehmen, Stecker wieder in die Buchse stecken. Es kann doch so einfach sein. Könnte es wenn der Wandhalter nicht so blöde befestigt wäre.
Ist dieser aber leider. Und so vergeht eine Minute nach der anderen, bis die Box wieder an der Wand ist. In der Zwischenzeit haben die Lämpchen sich ausgeblinkt und leuchten jetzt fein den normalen Betriebszustand in den Raum.
Dieses mal ein wenig schlauer prüft der Erfolglose erst einmal die ganze Sache, bevor er wieder ironische Worte der Tochter des Hauses hören darf. Das Resultat der Prüfung ist dann wenig zufrieden stellend. Verbindung vorhanden, Datendurchsatz mehr als mangelhaft. Was einen sofortigen Anruf bei der Hotline des Lieferunternehmens zur Auswirkung hat.
Antwort der netten Dame aus der Servicestelle. „Router und Box reseten, dann dauert es ca 15 Minuten bis alles wieder läuft“ Hoffnung in den Augen des Erfolglosen. Rettung ist in Sicht nur hatte er das ganze nicht gerade schon gemacht? Ja, hatte er. Naja egal einmal mehr kann es schon sein. Und schliesslich konnte die gute Frau auch die Leitung durchmessen und sah die Endgeräte ohne Störungen.
Der Schock war kurz, sollten sie etwas sehen können mit welcher Hardware der Erfolglose unterwegs ist? Denn jedes größere Softwarehaus oder Versandhändler kennt die Endgeräte seiner Kunden. Denn man bekommt als Mac User nie Reklame von Windows oder umgekehrt.
In anderen Lebensbereichen ist dies ja leider nicht der Fall. Gerade die Mitarbeiter der Medien verkünden ja lautstark und permanent was wir so zu denken haben sollen. Frei nach dem Motte „Bist du nicht für uns, bist du ein Feind der Gesellschaft“. Doch lassen wir es an der Stelle damit gut sein. Es gehört hier im Moment nicht hin.
Und so begab er dazu, die gesammte Hardware ein weiteres mal zu reseten. Die Wartezeit konnte man mit einem kleinen Einkaufsbummel in die örtlichen Warenketten verkürzen.
2 Stunden später immer noch das alte Bild in der Verbindung zur digitalen Außenwelt. Verbindung ja , Datendurchsatz no. Und so erfolgte ein weiterer Anruf bei der freundlichen Hotline. In der man kurz und knapp mitteilte, der Erfolglose hätte falsch geresetet. Erst alle Kabel ab, dann ein Gerät nach dem anderen in Betrieb nehmen. Das ganze würde ca 1 Stunde dauern. Wäre aber die Lösung. Und man sollte nur Port 1 verwenden.
Ja, war es nicht. Und langsam kam das Gefühl hoch. Wochenende ist Internet frei. Digitales Mittelalter war angesagt. Im Gegensatz zu ihren vollmundigen Werbeversprechen, kann der Mobilfunkanbieter Vodafon schon seit Jahren kein LTE im ländlichen Bereich anbieten. Man kann schon froh sein wenn man mit Vodafon einigermassen im Haus telefonieren kann. So war man dann digital abgeschnitten von der Welt. Was besonders bedauerlich war, da ein neues elektronisches Gerät der besten aller Ehefrauen eingerichtet werden sollte.
Doch ohne Internet nützt auch kein WLan. Und so war man zum warten verdonnert. Diese warten nutze der Erfolglose dann damit. Die Netzwerkverkablung neu zu sortieren. Da er ahnte das der Internetzugangslieferant ein wenig zuviel des guten getan hatte. Und die gesamte Struktur im heimatlichen Netzwerk dadurch für die Katz war.
So einen Internetfreien Abend kann man demzufolge auch wunderbar nutzen. Um Cat Kabel durch Wände und Decken zu ziehen. Hübsche Wandhalter für Hubs zu basteln, Energieleitungen umzubauen.
Um am Ende des Tages festzustellen. Es geht auch ohne Internet ganz gut. Und irgendwie ging es ja früher auch. Okay, es gibt auch ein paar kleine Nachteile. So kann man seinen Wissensdurst nicht durch Tante Wiki oder Onkel Google stillen. Man ist auf das TV Programm angewiesen. Oder man führt ein schönes Gespräch mit den Mitgliedern der Familie. Etwas was andere Menschen, wir zu Glück nicht, vollkommen verlernt haben. Da Sport, Bilder vom Sport, Belehrungen über Sport und die Verbreitung von ihren einseitigen gesellschaftspolitischen Meinungen extrem wichtiger sind.
Es wurde Samstag. Gegen 9 Uhr drückten die Finger des Erfolglosen auf die Wahlwiederholungstaste des Festnetzanschluss. Der Rettungsanker bei Totalausfall von Internet und schlechter Handyverbindung. Ein Rettungsanker der schon oft geholfen hat und auch nicht so schnell abgegeben wird. Auch wenn er monatlich ein paar Taler kostet.
Nach dem 5 Versuch war dann auch die Hotline in der Leitung. Und ja was sollte man sagen. Es gab eine größere Störung. Und man hoffe das diese bis zum Mittag beseitigt sei. Der Erfolglose mußte bei den Worten grinsen. Hauptferienzeit, Wochenende, Großraumstörung. Wunsch und Realität lagen hier sprichwörtliche Lichtjahre auseinander. Und irgendwie konnte man die Hotlinerworte schon verstehen.
Er wollte einfach ein wenig Druck aus dem Kessel der kleingeistigen Kundschaft lassen. Am Ende des Gespräches merkte er an, wie er sich über die ruhige und sachliche Art der Gesprächsführung des Erfolglosen wunderte. Nun ja, es geht für den erzürnten Kunden keinen Schritt weiter, wenn er die Mitarbeiter an den Hotlinen dieser Welt. Anbrüllt, beleidigt und/oder beschimpft.
Mit ruhigen und sachlichen Gesprächen hat der Erfolglose immer gute Ergebnisse erzielen können. Leben und leben lassen. Da keine Mensch fehlerfrei ist. Menschen mit den meisten Fehlern, brüllen am schnellsten und lautesten. Hilf nicht, soll nur ablenken.
Der Samstag ging ohne Internet ins Land. Man konnte in Ruhe das Büro grundreinigen, das Fotozubehör sichten, neusortieren umräumen. Sich mal in Ruhe um dies und das kümmern. Keine Ablenkung durch Wiki, Google, Blog und Co. Die Urlaubsbilder konnten auch neu sortiert und verteilt werden. Und die vierbeinigen Freunde, die nur sehr selten zu kurz kommen, durften sich über zusätzliche Streichel und Bürsteinheiten freuen. Letzteres mögen sie aber überhaupt nicht.
Dafür gab es in den späten Abendstunden aus Ausgleich für die beiden Fellnasen, bei kühlen Temperaturen, einen doppelt so langen Spaziergang. Nicht das die beiden Hundeleinenhalter, Vater und Tochter den doppelten Weg gegangen wären. Sie waren nur sehr viel langsamer unterwegs.
Der Abend wurde dann dazu genutzt an der Modeleisenbahn im Keller zu basteln. Nur kurz unterbrochen um mal zu testen ob das Internet noch immer die Zusammenarbeit verweigert. Da zwischenzeitlich ein paar Datenpakete aus der Leitung purzelten. Und ab und zu gab sogar Whatapp auf dem Handy ein Lebenzeichen von sich.
Am Sonntag dann fing es an. Das der Erfolglose das Internet gar nicht mehr so vermisste. Und das wo er sich schon seit 1989, in einer Zeit wo die meisten Menschen das Internet noch für eine Fischereiart gehalten haben, in diesem herumtreibt. Er ist ein wirklich alter Onlinejunkie, der sich inzwischen immer schwerer mit neuerer Software anfreunden kann. Vielleicht auch deshalb weil vieles in der Handhabung einfach geworden ist. Weil man sich an ein System gewöhnt hat.
Leute die nach vielen Jahren mit einem Andriod Handy auf ein Iphone gewechselt haben. Werden es verstehen wie schwer ein Umstieg von System oder Software fallen kann.
Doch zurück zum Sonntag. Die Versuche das Netz und die digitale Welt wieder zu erreichen würden auf ganze 3 reduziert. Morgens, Mittags und Abends. Wenn Vodafon es mal schaffte die Leitung und Leistung für ein paar Minuten aufrecht zu halten. Gab es, oft sehr zeitverzögert, ein paar Bildchen von Erfolglosen bei Instagram zu bewundern.
Alles in Allem ging der Tag ohne Internet zu Ende. Und man hat es dann auch gar nicht vermisst. Man hat sich um Dinge gekümmert die oftmals auf der Strecke blieben, weil man im Netz beschäftigt war oder ist.
Montag Mittag.. ein Ruf geht durch das Haus. „Internet geht wieder“. Die Tochter des Hauses ist hocherfreut. Endlich nicht mehr abgeschnitten von der Welt. Man ist wieder online. Und der Erfolglose ?
Schreibt seit Stunden an diesem Artikel und ist nur sehr wenig online unterwegs. Ganz ohne geht es leider auch nicht. Whatsapp, Instagram, Snapchat und Co melden sich inzwischen regelmässig. Mann ist wieder da 🙂
Und am Ende siegt die Gewissheit. “ Es geht auch ohne, nur mit ist einiges einfacher“
Hallo Lars,
da hast du ein Thema angefasst!
Das Internet geht nicht!!!! Ohweia! Mein werter Sohn, Zocker aus Leidenschaft, kennt dieses Problem auch.
Walking Dead at home, sag ich da nur! Er wusste nix aber auch gar nix mehr mit sich und der Welt anzufangen!
Wir haben in der letzten Zeit oft Schwankungen bei der Qualität und beim zocken ist das natürlich ein Punkt der ja mal gar nicht geht. Aber solche Situationen zeigen deutlich wie wir alle abhängig geworden sind von dem Kram. Was haben wir denn damals gemacht??? Ich mag die Kommunikation und ja auch so manches Like, mein Tor zur Welt aber auch ohne geht es! Meine Fotos gehen auch ohne Netz und auch der Ring braucht kein Internet……Aber komisch ist es schon…
Deswegen, deine Geschichte ist so typisch für unsere moderne Welt! Nur bekommt es keiner mehr so richtig mit, alles schwer normal geworden!
So Geschichten halten mich auch davon ab ein HighTech Auto zu fahren!
Ich glaub, da endet mein technisches Verständnis. 🙂
Viele Grüße
Günter
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Habe ich auch schon, stundenlang am Router und Rechner gehangen, um das Internet wieder in Gang zu bekommen. Nach Stunden verzweifelt die Hotline angerufen, die eine Störung im Verteiler vermeldet. Hätte ich mir mal erst die Blöße gegeben, dass ich vor der Technik kapituliert habe, dann hätte ich Stunden Zeit gespart und weniger graue Haare. 😂
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Horror, der absolute Horror? Vor´m halben Jahr war ich fast eine Woche ohne. Geht gar nicht? Geht. Muß gehen. Ich habe viele neue Dinge entdeckt. Im Keller ein Telefon mit einem langen Kabel und so einer seltsamen, löcherigen Scheibe. Da mußte man den Finger reinstecken und drehen. Was es früher alles so gab. Merkwürdige Zeiten ….
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