Der erste Mal

Weihnachten 2013, ich sitzt am PC und surfe durch das World Wide Web, und das recht ziellos. Durch reinen Zufall lande ich auf einer Model-Fotografen Plattform. Schau mir zahlreiche Bilder an. Viele sind gut, andere überhaupt nicht, ganz wenige reisen mich sprichwörtlich vom Hocker. Seit knapp 4 Wochen bin ich im Besitz einer neuen digitalen Spiegelreflex aus dem Hause Canon. Die alte Sony alpha 350 war mir zu langsam geworden. Doch sie hatte gute Dienste geliefert, jedoch im November 2013 sollte es was besseres sein. Die 600D von Canon war in dem Moment schon ganz gut für mich. Bis dahin hatte ich alles geknipst was man so als besserer Anfänger so knipsen kann. War ich doch vor der digitalen Zeit schon mit einer Minolta 500si und einer 700si unterwegs. Hab meine schwarzweiß Filme selbst entwickelt und ab und zu auch im Labor der VHS Abzüge auf Papier gemacht. Alles ohne den Ehrgeiz zum gefragten Fotografen oder gar Künstler zu werden. Aus Spaß an der Freunde halt.

Halt.

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Das erste Studiobild mit einem Model.

So ganz ist das nur die halbe Wahrheit. Drehen wir das Rad der Zeit mal noch ein paar viele Jahre zurück. Mitte der 90 Jahre an einem Freitag Abend. Meine Damalige und ich machen uns fertig um mit Freunden in einen der zahllosen Club zu gehen. Tanzen, Abfeiern, Party machen oder wie man dazu sagte. Ich bin soweit fertig und warte auf meine Zukünftige, bis sie fertig ist. Nebenbei läuft der Fernseher. RTL, ein Sender den ich heute nicht einmal mehr auf der Fernbedienung finde. Wie die Zeiten sich ändern.

Doch zurück zu besagtem Freitag. Auf RTL läuft die Sendung extra mit Birgit Schrowange, oder war es Life – Die Lust am Leben ? Auch egal. Höhepunkt dieser Sendung war am Ende der Beitrag „Das Mädchen von nebenan“. Ein berühmter Fotograf sprach junge Frauen auf der Straße an ob sie mit ihm Aktbilder machen möchten.  Und wie der Zufall es will, mindestens eine Frau sagte ja. Und nun wurde gezeigt was der Fotograf so machte. Am Ende wurden dann die hochgelobten Bilder gezeigt.

Ich hatte die Sendung nun schon öfter gesehen. Und mir so meine Gedanken gemacht. Diese meiner Zukünftigen jedoch nie mitgeteilt. An diesem Freitag war alles anders, wurde alles anders.

„Das sind nur billige Wichsvorlagen, was der da fotografiert. Solche Bilder kann jeder halbbegabte.“, machte ich meinen Unmut recht laut deutlich. Die Zukünftige schaute mich an und meinte nur „Dann mach es besser.“

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Der erste Aktbild. Für mich jedenfalls. Eigentlich Verdeckter Teilakt.

Ja und dann ging es los. Bis zu dem Tag hatte ich nur das an Bildern gemacht, was heute jeder mit dem Handy hin bekommt.  Und so lieh ich mir von der damaligen Zukünftigen die Kamera, sie hatte eine Minolta 2si von Papa geschenkt bekommen, kaufte Filme und einen neuen Akku und legte los. Ja aber nicht mit Models und Akt..

NEEEEEiiiiiinnnnn.

Bienchen, Blümchen, Stillleben, Landschaft und was mir sonst so vor die Linse kam. Blende, Zeit, ISo keine Ahnung für was das alles gut war. Aber eines wußte ich schon, Aktfotografie ist das schwerste von allen. Gute Aktfotografie meine ich damit.

Bis Dezember 2013 dauerte der Lernprozess. Nach der Leihminolta 2si, kam die erste eigene Kamera. Minolta 500si, dann eine 700si mit Batteriegriff. Der erste Systemblitz von Metz. Irgendwann eine Nikon Coolpix3000 als digitaler Einstieg. 2010 oder 11 die erste digitale Spiegelreflex von Sony. Inzwischen machte ich auch Erfahrungen im Bereich Motorsportfotografie. Noch heute liegen unendliche Fotos in Kisten bei mir im Keller, die meine Entwicklung im Bereich Fotografie zeigen. Wobei ich nicht verschweigen möchte, das es zwischendurch oft lange Pausen gab. Beruflicher und familiärer Art.

Im Dezember 2013 war ich dann der Meinung jetzt wäre es an der Zeit. Den finalen Schritt in Richtung Aktfotografie zu gehen. Hätte ich gewußt was auf mich zukommen wird, ich weiß nicht ob ich diesen Schritt gemacht hätte.

Den plötzlich war alles Neuland. Blitze, Blende, Zeit, Posing, Hintergrund, Ausdruck und so vieles mehr, mußte neu erlernt werden. Nicht war wie vorher, nicht das was man IMG_0612vorher gelernt hatte, lies sich so umsetzen. Alles neu. Und doch es war aufregend, es war schön und auch schön anstrengend. Bis heute. Es gab in der Zeit von 2013 bist 2017 Zeiten , wo ich keine besseren Bilder als der besagte Starfotograf von RTL gemacht hab. Ja es gab Bilder die mehr einer Wichsvorlage entsprachen als das was ich eigentlich machen wollte. Provokante Bilder, manchmal billige Bilder. Doch dann wieder gute Bilder, Bilder die den Weg zeigen den ich gehen will. Und auch gehen werde. Jedes Shooting bringt mich näher, zeigt mir meinen Stil auf. Macht mich sicherer im Umgang mit den Models. Weil ich die Technik immer besser beherrsche. Gelernt habe Licht zu setzen, Licht einzusetzen.

Und heute weiß ich auch, das meine Bilder nicht allen gefallen müssen. Das es einen riesigen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Betrachtern gibt. Das Fotografen Bilder ganz anders sehen als Menschen die nichts mit Fotografie zutun haben.  Das alles und die immer etwas andere Arbeit mit dem Mensch Model macht mir so viel Spaß und Freude.

 

6 Kommentare

  1. Du hast das Thema wieder blendent erfasst!!!!
    Ich finde mich in einem Teil deiner Erzählung wieder und ohne einen Freund von mir, wäre ich wohl nicht zum Akt gekommen. War damals alles neu und völlig ungewohnt. Aber mit der Zeit kamen immer mehr Erfahrungen dazu und die Geschichte macht mir bis heute richtig Spaß, schade dass ich in letzter Zeit so wenig Gelegenheit zu ausgiebigen Shootings hatte!
    Die Zeit in Wuppertal möchte ich nicht mehr missen!
    Grüße
    Günter

    Gefällt 1 Person

  2. Das waren ja wirklich interessante Schilderungen. Ich wusste schon, dass Akt-Fotografie nicht so leicht ist, wie es „aussieht“ (u a. vom Fotografen Uwe Richter – vielleicht kennst Du ihn?).
    Deine Fotos gefallen mir alle außerordentlich gut. Ich mag es besonders, wenn nicht alles dem Betrachter „serviert“ wird – wenn der Phantasie noch Raum gegeben wird. DAS ist für mich letztendlich Erotik.
    Deine Arbeiten sind in dieser Art – Klasse!

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