Likes, Follower vs. Kunst, Anspruch

Gefangen.
Gefangen in einer Situation zwischen den Welten der eigen Vorstellung und der Vorstellung von anderen.
2013 fing ich mit der Aktfotografie an, einfach so. Weil ich der Meinung war, das meine fotografische Entwicklung inzwischen groß genug ist. Um mich an das schwerste Thema im Bereich der Peoplefotografie zu wenden.
Null Ahnung von Modelführung, null Ahnung von Studiotechnik und erst recht keine Ahnung von Lichtführung. Eigentlich konnte ich zu dem Zeitpunkt die Kamera bedienen. Wußte wozu Blende , ISO und Zeit nützlich sind.
Bildaufbau, 3 Drittel Regel, Goldener Schnitt alles überbewertet. Nett zu wissen, doch grundsätzlich unbrauchbar.
Einfach rein ins Studio, mit Unterstützung natürlich, und los geknipst.
Und ich war zufrieden. Zeigten die Bilder doch die Frau in ihrer natürlichen Schönheit ohne billig zu wirken. Denn eines wollte ich nicht. Wichsvorlagen produzieren. In den ersten Shootings und Sharing ist es mir auch recht gut gelungen. Und so veröffentlichte ich die ersten Werke. Doch der Erfolg war mehr als bescheiden.

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Akt, ja aber verdeckter Akt. Mehr etwas für den Kopf als die Augen.

Erfolg der in Likes und Follower heute gemessen wird. Doch ich selbst war mit meinen Bilder zufrieden. Und so machte ich weiter in meinem Stil. Das war was mir Spaß machte. Und ich wurde mutiger in meinem Tun. Die Posen der Mädels wurden gewagter, die Technik beherrschbar. Das Ego riesengroß und der Anspruch ging den Bach runter. Denn eines hatte ich nicht mehr im Blick, mein Stil, meine Sichtweise.
Ich machte Bilder die mehr Likes bekommen würden, die mehr Follower anziehen würden und es auch taten.
Doch die Bilder gingen immer mehr in die Richtung die ich gar nicht wollte. Es ging in Richtung provokant, ja fast Pornografie. Und es brachte Likes.

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Normal ein schönes Bild, doch im Grunde mit zuviel nachter sichtbarer Haut.

Dazu fing ich an auch mit verschieden Projekten zu provozieren, mich zu testen. Techniken zu testen. Und Bilder zu machen die von anderen gut befunden wurden.
Doch tief in mir, wußte ich das es nicht der richtige Weg ist. Eines hat es aber erreicht. es wahr sehr lehrreich.

Zwischendurch kam das eine oder andere Projekt, in dem die Models ihre Ideen hatten. Das Dilemma dabei war allerdings. Ich hab mit ihnen zu wenig gesprochen und ich konnte meine Ideen nicht mitteilen oder umsetzen. Das Resultat war dann natürlich schon absehbar. Bilder für die Tonne.
Es war aber lehrreich. Mehr reden, mehr planen und noch mehr fotografieren. Also wieder ein wenig Geld zusammenkratzen um das nächste Shooting zu machen. Stundenlang am Rechner sitzen um die Arbeiten von besseren Fotografen zu studieren. Videos zu Bildaufbau und den ganzen anderen Kram an zu sehen. Lesen und lernen.
Um im entscheidenden Moment dann doch wieder die Bilder zumachen die mehr Likes bekommen.

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Beispiel für die Phase der Richtungslosigkeit. Tolles Model, bescheuerte Bildidee des Fotografen

Doch ich war damit nur halb zufrieden. Zwar die Anerkennung der Arbeit, in Form von Likes und Follower und doch nicht das was ich wirklich wollte.
Oder Bilder die dem Model zusagten mir aber nicht.
Ich hab mich verkauft an die Likes. Meine eigenen Grundsätze verhökert für mehr Follower.

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Provokant und Likelieferant.

Und jetzt? Ja jetzt steh ich zwischen den Stühlen.
Auf der einen Seite ist die Anerkennung, auf der andern mein Künstlerherz.

In diesem Zustand der Spaltung, landet dann auch noch ein Buch auf dem Schreibtisch. Nein eigentlich sind es zwei. Bücher von zwei Fotografen deren Arbeit ich sehr schätze. Die eigentlich das machen was ich immer wollte und ich immer will.

Und was steht in dem Werken? Ja sinngemäß,

„Mach was du möchtest wenn es dein Hobby ist. Mach deinen Stil, deine Bilder so wie es dir am besten gefällt. Den es sind in erster Linie Bilder für dich. Und vergiss deinen Anspruch an Kunst oder Stil wenn es um Auftragsarbeiten geht. Dann liefere das ab was von dir verlangt wird.“

Ich mußte schlucken über diese Worte. Ja sie haben Recht. Ich mach Bilder als Hobby und nicht als Neben oder Haupterwerb. Und erst recht nicht um Likes oder Follower zu sammeln.
Und deshalb heißt es für mich jetzt „BACK to BASIC“ und das zu machen was ich immer wollte.

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Auf dem richtigen Weg. Nicht der Akt steht im Mittelpunkt. Er ist nur Beiwerk.

Sicherlich werd ich dabei, die eine oder andere „Provokative“ Bildstrecke machen. Doch dieses wird dann mehr als Versuchsreihe für Posing, Model.- und Lichtführung sein.

Es wird ein für mich spannender neuer Abschnitt meiner fotografischen Entwicklung, ein neuer Weg, zurück zu meinen Stil.

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Dahin soll der Weg wieder gehen. Feine Aktfotografie. Der Mensch, das Model im Fokus und nicht die Brüste.

5 Kommentare

  1. Gedanken, die jeder wohl mal hat, wahrscheinlich, Likes gegen das eigene Like. Was am Ende herauskommt, nun, das liegt vermutlich auch bei jedem einzelnen, meiner Ansicht nach funktioniert es nur so, dass man das produziert, wo man hinter steht, wohin das eigene Herzblut geht. Das sieht man den Bildern an. Meine ich. Und da man sich, wenn man es richtig macht, stets weiter entwickelt, entwickelt sich auch der Stil. Und die Aufnahmen, und die Motive und die eigene Zufriedenheit. Danke für Deinen Besuch. Bin gespannt, was noch alles kommt… Buchtipp: Michael Gnade, Akt. Er kommt, wie wir, aus Düsseldorf, aber nicht deshalb gebe ich den Tipp, sondern weil er die Sache mit etwas Philosophie und Menschlichkeit beschreibt. Vielleicht kennst Du es ja schon. Beste Grüße Olaf

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  2. Du hast das Thema gut verpackt und beschrieben!
    Mit den Likes ist und bleibt ein ewiges Thema, die Anerkennung oder der Applaus für den Fotografen und vielleicht aus das Model. Es täuscht oft eine Bestätigung für den Fotografen vor das der Weg stimmt.
    Auch ich habe einige Sharings und Workshops gebucht und mitgemacht, nur der Mut etwas eigenes zu produzieren, der fehlt mir noch. Mir fehlt noch der letzte Kick, ein für mich vernünftiges Shooting umzusetzen. Ich möchte zufrieden sein mit dem Ergebnis, das zählt.
    Schließlich bin auch ich nur ein Hobbybildgestalter, mein Wissen über eine lange Zeit gesammelt und teilweise auch gut umgesetzt.
    Aber noch lange nicht da wo ich gerne sein würde/möchte. Anspruch eben.

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  3. Ich habe mit dieser Art von Fotografie eigentlich nichts am Hut, aber nicht weil es mir nicht gefällt sondern weil ich mich an sowas nicht hingetraue ! Mir gefallen deine Fotos sehr gut und wichtig ist,dass du ebenfalls mit deiner Leistung zufrieden bist und vor allen Dingen das Model selbst. Nur ihr zwei zählt in diesem Fall. Follower oder LIke hin oder her ! Ich müsst stolz sein auf die Fotos !!!

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